Drei Einakter — 2x ernst und 1x heiter
Weizen auf der Autobahn (Felix Mitterer) — Im Bioladen (nach Herbert Rosendorfer) — Die Verbrecherin (Felix Mitterer).
Am Ende einer gescheiterten Ehe steht das Frauengefängnis. Dort ist die an der Beziehung verzweifelte Ehefrau nach einer Straftat inhaftiert. Bei einem Besuch des Ehemanns entwickelt sich ein Gespräch, das zwischen Unverständnis, Hass und einem verschütteten Rest von Zuneigung schwankt. Die zerrütteten Ehepartner als Gefangene ihres unglücklichen Daseins ringen angesichts des Unfassbaren um Worte.
Eine Frau kommt in einen Bioladen. Während sie gestern noch Schweinsbraten und andere Leckereien genossen hatte, will sie ab heute eine neues, biologisch-dynamisches Leben beginnen. Dazu holt sie sich Tipps vom Verkäufer, scheinbar einem Vegetarier der ersten Stunde. Es entspinnt sich ein grotesker Dialog rund um die alternative Ernährung. Ein heiterer Einakter von Herbert Rosendorfer in bester Valentin-Tradition.
Ein alter Bauer wird von seiner Tochter in der Nervenheilanstalt besucht. Doch er weiß nicht, wer sie ist. Oder will er sie nicht erkennen? Längst hat sich der alte Mann in die innere Emigration geflüchtet, seit ihm sein heimatlicher Raum jäh entzogen wurde. Aus seinem Bauernhof wurde auf Initiative seines ambitionierten Schwiegersohnes ein volkstümelndes Hotel, sein Land musste einer Autobahn weichen. Die goldenen Weizenfelder von einst existieren nur noch in der immer wieder aufkeimenden Erinnerung des Alten. Er wird aufs Abstellgleis verfrachtet, taugt er doch weder zum Kofferträger der Hotelgäste, noch ist er ein Leistungsträger in den Augen dieser Gesellschaft, für die die Verlockungen des Profits stärker wiegen als Familienbande… Felix Mitterer erzählt in seinem psychologischen Kammerspiel die Geschichte eines neuen Michael Kohlhaas, der an ökologischer Rücksichtslosigkeit und blindem Fortschrittsglauben der Gesellschaft scheitert.
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Ramona Meisl
1. Januar 2018
2018